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Buch: Ganz leis` erklingt Musik

Buch - Ganz leis erklingt Musik - geschrieben von Udo Brozio

Eine romanhaftige Biografie des Musikers Kurt Dörflinger

Fünf Notenbücher, in braunem Packpapier eingeschlagen, sind der Schlüssel zu dieser erstaunlichen Geschichte des Musikers Kurt Dörflinger. Er schreibt das Lied seines Lebens, einen Welthit. Auf dem Höhepunkt des Ruhmes ruft ihn das Militär. 

Berlin, November 1939. Der erste Kriegswinter. Die Vergnügungslokale haben Hochkonjunktur. Tanzorchester von internationalem Niveau spielen täglich vor ausverkauften Häusern. Die Stadt ist das Mekka der deutschen Swing Musik. Mittendrin Kurt Dörflinger. Er spielt mit bekannten Bands im "Moka Efti" und in der "Imperator Diele". Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen lassen nicht lange auf sich warten. Aber er ist immer noch ein unbekannter Musiker, der davon träumt, einen richtigen Schlager zu komponieren - eine Melodie, die man nie vergißt. Dann schreibt er das Lied seines Lebens, einen Welthit. Auf dem Höhepunkt des Ruhmes ruft ihn das Militär. Er zieht mit Instrumenten in den Krieg und spielt bis Kriegsende zur Unterhaltung der Soldaten. Dörflinger überlebt Todesmärsche und kommt in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er ist unermüdlich musikalisch tätig und hilft mit seiner Musik den Kameraden beim täglichen Überlebenskampf. Die wahren Erinnerungen eines Musikers aus einer unmenschlichen Zeit.

"Ganz leis` erklingt Musik" von Udo Brozio hat 192 Seiten und ist erhältlich als Hardcover für € 19,90 oder als E-Book für € 9,99 bei Tredition.

 

Ganz leis` erklingt Musik (Textauszug)

Der Musiker Kurt DörflingerDie Lichter im Saal gingen langsam aus, das Stimmengewirr verstummte und der Vorhang begann sich zu öffnen. Mein Blick ging unauffällig zur Seite, wo Lina in einem schicken neuen Kleid erwartungsvoll neben mir saß. Mein Plan schien aufzugehen. Was hatte mich das für Mühen gekostet.
Alles hatte mit einer harmlosen Frage begonnen: „Hast du Lust, mit mir am nächsten Freitag in das Plaza zu gehen?“ „Spielst du denn nicht an diesem Abend?“, entgegnete sie prompt. Ich erzählte etwas von einem freien Abend, den ich mir in den vergangenen, aufreibenden Wochen verdient hatte. Es war nicht schwer, sie zu überreden. Wir hatten viel zu selten Gelegenheit, gemeinsam auszugehen.
Das Plaza, eines der großen Varietés, war eine ausgezeichnete Adresse. Die Aufführungen in der ehemaligen Bahnsteighalle des stillgelegten Ostbahnhofs erfreuten sich großer Beliebtheit. Der riesige Saal mit über 3000 Sitzplätzen war ständig ausverkauft.
Die vergangenen Tage waren hektisch. Zwischen Musik und dem Schreiben von Arrangements war es mir gelungen, zwei Karten für die neue Revue mit Rudi Schuricke zu ergattern. Meine Bekanntschaft mit dem Leiter des Plaza erwies sich als äußerst nützlich. Bei unserem schmalen Budget hätte ich die Plätze in der zweiten Reihe kaum bezahlen können.
Nur mit Mühe konnte ich eine Vorstellung meiner Person zu Beginn der Veranstaltung verhindern. Das hätte noch gefehlt. Auch auf das Kaufen eines Programmheftes verzichtete ich an diesem denkwürdigen Abend. Beinahe wäre mir das zum Verhängnis geworden. „Das ist doch nicht deine Art, so unvorbereitet zu einer Veranstaltung zu gehen“, bemerkte Lina verwundert. Die Menschen im ausverkauften Saal schauten gebannt auf den sich öffnenden Vorhang. Die letzten Takte der Ouvertüre verklangen und ich fing langsam an, mich zu entspannen. Bis jetzt hatte alles gut geklappt.
Obwohl viele gute Musiker ihre Pflicht als Soldaten erfüllten, entsprach die Qualität der aktuellen Orchesterbesetzung durchaus meinen Ansprüchen. Mit einigen Musikern hatte ich bereits im Tonstudio zusammengearbeitet. Ich erwartete den großen Moment zu Beginn des zweiten Aktes. Zögernd griff ich nach Linas Hand und schaute wie gebannt auf die Bühne.

Der Vorhang öffnet sich langsam. Stilisierte Säulen, Ottomane und kleine Tische mit Wasserpfeifen vermitteln das Bild eines Haremsgemaches. Junge Frauen, in lange Schleier gehüllt, drehen sich tanzend im Kreise. Nach einem kurzen Zwischenspiel betritt der ganz in Weiß gekleidete Maharadscha den Raum. Atemlose Stille im Saal. Ich drücke Linas Hand noch kräftiger. „Aber das ist doch …“, flüstert sie leise zu mir herüber, „hast du das gewusst?“
Natürlich hatte ich das gewusst. Zufrieden lächelnd lehne ich mich zurück. Nach einem kurzen Zwischenspiel des Orchesters singt Rudi Schuricke mit seiner weichen Tenorstimme mein Lied. Zunächst summen nur wenige die Melodie noch verhalten mit. Als dann aber gegen Ende des Liedes der gesamte Refrain leise mitgesungen wird, läuft es mir kalt über den Rücken. Kaum ist der letzte Ton verklungen, setzt ein nicht enden wollender Beifall ein.

„Ganz leis’ erklingt Musik“ war endgültig in den Herzen der Zuschauer angekommen und auf dem Weg, ein echter Evergreen zu werden. Für mich ein letzter glücklicher Moment vor dem drohend bevorstehenden Unheil.
Im August 1942 sollte ich die Aufforderung erhalten, mich im Parteibüro der NSDAP in der Roscherstraße zu melden.

Im Dezember 2023 fand die Buchpräsentation statt

Mit musikalischer Untermalung durch zeitgenössische Swing-Musik der 30er Jahre liest Udo Brozio einige Passagen aus "Ganz leis` erklingt Musik" vor und schildert anschaulich und bildhaft den Werdegang des Musikers. Bei der Präsentation im ausverkauften Saal der Stadtbibliothek Cuxhaven sind auch ein Enkel und eine Enkelin von Kurt Dörflinger anwesend.

Die Cuxhavener Nachrichten und der Elbe Weser Kurier berichten über die Buchpräsentation:
(Klicken Sie auf das Bild zum Vergrößern)

CuxhavenerNachrichten_9-12-2023.jpgElbeWeserKurier_16-12-2023.jpg

 

Buch: "Ganz leis`erklingt Musik" von Udo Brozio.
Erhältlich als Hardcover (ISBN: 978-3-384-06534-6) oder als E-Book (ISBN: 978-3-384-06535-3) im Tredition Shop.

 

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